Kleine Geschichte für Leute mit Humor

Vorsicht, dieser Artikel ist nur für Leute mit Humor :-)))


Die CeBit ist jetzt eingestellt. Zu diesem Anlass möchte ich eine kleine Geschichte zum Besten geben, die ich vor vielen Jahren, genau vor 17 Jahren, also noch zu DM-Zeiten im Jahr 2001, nach meinem Besuch bei der CeBit für mich und meinen Freundeskreis geschrieben hatte. 

Der Zug nach Hannover fährt am Gleis 13 München Hauptbahnhof ein. Könnte das vielleicht Unglück bringen? Ich bin nicht abergläubisch! Wo sind denn die verdammten Waggon-Nummern angebracht! Nichts zu sehen. Vielleicht am nächsten Wagen? Fehlanzeige! Auf die Frage an das Zugpersonal: „Wo ist denn bitte der Wagen 34?“ kam die unfreundliche Antwort „Weiter hinten!“. Also blieb nichts anderes übrig, als erst einmal weiter hinten in irgendeinen Waggon einzusteigen, da es schon zwei Minuten vor der regulären Abfahrt war und der Zug 13:01 Uhr abfahren sollte. Endlich eingestiegen, tauchte ein Schaffner auf. Die erneute Frage nach dem Waggon 34 wurde diesmal mit „Weiter vorne!“ beantwortet. Na prima, einen Durchgang nach vorn gab es nicht, da zwei komplette Züge aneinander gehängt waren. Der Schaffner schlug vor, beim nächsten Halt in Pasing von hinten nach vorn umzusteigen. In der Zwischenzeit wäre dann auch die Diskette eingeschoben, die die so wichtigen Nummern an den Wagen und über den Plätzen anzeigen sollte. Leider war ich nicht die einzige, die im verkehrten Wagon saß, so dass in Pasing noch einmal die große Hektik mit Fluchen und Schimpfen der betroffenen Passagiere ausbrach. Nachdem endlich jeder seinen Platz gefunden hatte, konnte die Fahrt weitergehen.

Bei der Schaffnerkontrolle gab es die nächste Panne. Ahnungslos zog ich meinen Fahrschein aus der Tasche und reichte ihn hin. „Ihre Bahn-Card bitte!“ „Wieso Bahn-Card, ich besitze keine Bahn-Card.“ „Dann müssen Sie nachzahlen. Sie haben eine Fahrkarte für den halben Preis, dazu brauchen Sie die Bahn-Card.“ „Aha...“ Jetzt kam ein freundliches Entgegenkommen der Bahn: „ Wollen Sie gleich zahlen, oder soll ich Ihnen eine Rechnung mitgeben, die Ihre Firma dann später bezahlen kann?“ „Eine Rechnung bitte.“ „Dann geben Sie mir bitte Ihre Fahrkarte mit. Ich bringe Sie Ihnen später wieder.“ „Vielen Dank.“Nach dem Schreck, stellte sich endlich das um diese Zeit gewohnte Hungergefühl ein. Aber wozu gibt es einen Speisewagen! Es gab sogar noch einen freien Tisch. Oh ja, Rührei, das wäre jetzt genau das Richtige. „Die Eier sind leider aus!“ Hätte mich auch gewundert, wenn das geklappt hätte. „Dann bitte einen Kaffee, ein Tafelwasser und ein Stück Marmorkuchen.“ Nach ein paar weiteren Minuten wurde serviert. Der Kaffee schmeckte, als wenn das Spülwasser nicht ganz entfernt worden sei, und der Kuchen hatte einen eigenartigen künstlichen Beigeschmack. Das Tafelwasser schmeckte als einziges, wie es schmecken sollte. Der Preis für alles erreichte so ungefähr den Spesensatz, den das Finanzamt für den ersten Reisetag bewilligt.

Bis auf das einstündige Bangen, ob ich meine Fahrkarte wieder bekomme, verlief die restliche Fahrt unspektakulär. Der Zug hielt pünktlich in Hannover am Hauptbahnhof. Plötzlich klappte alles wie am Schnürchen. Die Eintrittskarte für die Messe am nächsten Tag und ein Tagesfahrticket für 6 DM, um in das Übernachtungsquartier zu kommen, gab es an einem Schalter. Zusätzlich gab es noch eine freundliche Wegbeschreibung zu meinem Quartier in Hannover-Buchholz.

Nach einem guten Abendessen beim Chinesen um die Ecke, einem Bummel durch die Innenstadt, einem ruhigen und erholsamen Schlaf und einem guten Frühstück konnte ich mich endlich zu meinem eigentlichen Ziel, der CeBIT 2001, begeben. Ungefähr 30 Minuten sollte die Fahrt mit der Straßenbahn dorthin dauern. Wenn man 8 Uhr 13 startet, ist man also kurz vor neun am Eingang. Das wäre richtig, wenn da nicht der zur Messezeit unvermeidbare Autoverkehr wäre, der natürlich auch die Straßenbahn blockiert. Straßenbahnen fahren leider nicht unterirdisch. Kurz vor dem Messegelände „Stop and Go“. Wie gut, dass ich die Eintrittskarte schon am Vorabend gekauft hatte, dann kann ich gleich das Messegelände betreten. Die Annahme war leider falsch! Der Andrang vor dem Einlass war größer, als an einem sonnigen Skitag vor dem beliebten Sessellift. Also noch mal warten, warten, warten...

Endlich war ich in dem Messegelände. Jetzt fing es zu allem Übel auch noch an zu regnen. Schnell rein in die erste Halle. Ich war leider nicht die einzige, schnell ging hier gar nichts. Die Hallen waren total überfüllt und laut. Die unnötigsten Produkte wurden marktschreierisch angeboten. Die Vorführung und Erklärung eines neuen Produktes, das ich mir erklären lassen wollte, ging in lauter Discomusik vom Nebenstand unter. Die Konzentration war auf dem Nullpunkt angelangt. Nichts wie weg hier zur nächsten Halle. Oh, da ist ein Stand von einem Anbieter für Virensoftware. Mal sehen ob es dort eine Testversion für meinen PC zu Hause gibt. „Das können Sie sich schon seit langem vom Internet herunterladen!“ war die unfreundliche Antwort, untermauert von arroganten Blicken. „Danke!“ Wirbt man auf diese Weise neue Kunden?
Jetzt muss ich mir aber noch die eierlegende Wollmilchsau anschauen, die heuer erstmals vorgestellt werden soll. Ein handelt sich dabei um ein zirka handgroßes Multimedia Tool mit folgenden Funktionen: Organizer, Internetanschluß, Handy und MP3-Player. Brauche ich so etwas? Wahrscheinlich nur zum Angeben. Kommt also nicht in Frage.  Jetzt habe ich erst einmal Hunger. Der verging sehr schnell beim Anblick der Preise. Der Spesensatz erlaubte ein Tomatensüppchen mit etwas Baguette und dazu ein Tafelwasser. So bleibt man schlank! Die Aufgabe für den Nachmittag war der Vergleich von Digitalkameras. „Wieso kostet Ihre Kamera viemal so viel, wie bei der Konkurrenz?“ „Weil wir echte 2 Millionen Pixel speichern. Bei der anderen Kamera wird interpoliert!“ Gut zu wissen, mit welchen Methoden der Kunde über’s Ohr gehauen wird. Die höchste Auflösung gibt es für 45.000 DM mit 16 Millionen Pixeln. Ob mir diese hohe Auflösung wohl auf meinem Bildschirm und meinem Drucker noch etwas nutzt?

So, das vorgenommene Pensum ist erreicht, die Füße schmerzen und der Zug fährt in einer Stunde. Also Koffer und Garderobe abholen und dann auf den Shuttlebus bei noch immer strömendem Regen warten, der mich über das Messegelände zum Bahnhof Laatzen bringen sollte. Im Bahnhof war die Hölle los. Viel zu wenig Sitzplätze für so viel wartende Leute. Aber dort auf dem Sims ist noch ein eiskalter Platz zum Sitzen. Also entweder verkühlen oder Schmerzen an den Füßen. Ich entschied mich für das Risiko einer Unterkühlung, von der ich glücklicherweise verschont blieb. Der Zug fuhr mit 15 Minuten Verspätung auch hier in das Gleis 13 ein. Wieder ein böses Ohmen? Wie sollen alle Menschen, die auf diesem Bahnsteig stehen in den Zug passen? Wie gut, dass ich eine Platzreservierung habe, so kann ich mich gleich setzen und die Füße ausstrecken. Wie dumm von mir, so etwas zu glauben. Da der Zug rettungslos überfüllt war, gab es keine Möglichkeit auf den so ersehnten und reservierten Sitzplatz zu gelangen. Nach weiteren 20 Minuten kam ich endlich dort an: „Würden Sie bitte diesen Platz freimachen, ich habe eine Reservierung.“ „Ja natürlich“. Endlich sitzen und ein Buch lesen. Nach der ersten Seite fielen mir die Augen zu. Als ich wieder aufwachte, merkte ich den Durst wieder, den ich wegen der anderen Strapazen verdrängt hatte. Also ab in den Speisewagen. Der Gang dorthin führte über etliche menschliche Leiber, die am Boden herumlungerten. Auch sämtliche Nischen waren mit Körpern ausgefüllt. Schlimmer kann es im Sibirienexpress in der dritten Klasse auch nicht zugehen. Nachdem ich durch die Rauchschranke vor dem Speisewagen gelangt war, musste ich feststellen, dass es für mich keinen Sitzplatz gab. Außerdem hatte sich von der anderen Seite schon eine Schlange gebildet, die ebenfalls auf freiwerdende Plätze lauerte. Nach Würzburg wird wohl der Speisewagen etwas leerer sein, dann werde ich noch einmal einen Versuch starten. Der Erfolg war der gleiche, nur die Warteschlange war kürzer. Auf dem Rückweg fiel ich über den Getränkewagen. Super! „Haben Sie ein Pilsener für mich?“ „Nein, nur dies Dosenbier hier!“ „Danke nein!“ „Vielleicht einen Sekt?“ Es gibt tatsächlich noch Leute, die mitdenken. „Oh ja, warum bin ich nicht gleich darauf gekommen! – Danke.“ Der Preis für den Sekt war zwar zu hoch, aber er schmeckte mir trotzdem. In diesem Fall war es Medizin und Apotheken waren schon immer etwas teurer. Endlich hielt der Zug in Pasing, die S-Bahn kam auch pünktlich und das Auto stand noch unversehrt auf dem Park&Ride Platz. Um zehn Uhr stolperte ich endlich mit wunden Füßen durstig, hungrig und müde durch meine Wohnungstür. Gehe ich zuerst in die Küche oder gleich ins Bett... ?

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