Endlich ist ein Jahr vergangen, und die lange Nacht der Museen in München findet wieder statt. Allerdings fällt auf dieses Ereignis auch noch die allseits beliebte lange Nacht des Schienenersatzverkehrs (SEV) auf Grund von nötigen Arbeiten auf der Stammstrecke zwischen Ostbahnhof und Pasing.
Im Internet war das Programmheft für die lange Nacht der Museen zum Download bereitgestellt und als E-Paper für das Smartphone verfügbar. Prima, dann muss ich nicht so viel Papier mitschleppen. Im Programm waren viele verschiedene Shuttle-Bus Linien beschrieben. Toll, Shuttle-Bus Linien, was brauche ich da den SEV, da kann ich doch drauf verzichten. Die Tour Ost bot sich an, weil dort interessante Events auf der Strecke angeboten wurden und diese Linie über den Ostbahnhof führte. Super, dann kann es ja losgehen. Am Ostbahnhof angekommen, ging ich mit meinem Freund zum hiesigen Busbahnhof. Gut, da stand schon mal die Museumslinie 100, die sich aber leider als Tour Nord entpuppte. Wo ist jetzt die Museumslinie 94, die die Tour Ost bewältigen sollte? Ach da stehen doch so viele Busfahrer herum, die momentan nichts zu tun haben, weil ihr Bus noch nicht die Abfahrtszeit erreicht hat. Die können sicher weiterhelfen. Die stereotype Antwort von allen auf die Frage, wo und wann fährt die Linie 94 Tour Ost ab? "Weiß nicht" bzw. "Woas net". Na super, was wissen denn die überhaupt, und warum könnte man am Busbahnhof nicht eine Infotafel aufstellen, wo die Fahrten angezeigt werden? Was ist nun mit dem digitalen Zeitalter, wo doch alles so einfach und informativ sein soll? In welchem Jahrhundert befinde ich mich gerade? Nun gut, muss man doch die normalen Buslinien nehmen, es war gerade schon eine Linie abfahrbereit, die zur Villa Stuck fuhr. Prima, da wollte ich immer schon mal hin, und dort sollte auch eine Führung stattfinden.
Also hinein in den Bus und Abfahrt. Der Bus war gesteckt voll, aber für eine Großstadt normal, vor allem, wenn ein besonderes Ereignis stattfindet. Nachdem wir die nötigen Tickets in der Villa Stuck gekauft hatten, schlossen wir uns der langen Schlange an, die über eine Treppe in die oberen Räume führte. Dort waren Bilder von Franz von Stuck ausgestellt, aber keine Führung angeboten. Auf Nachfrage wurde gesagt, dass unten neben dem Ticketschalter der Sammelpunkt für die Führung wäre. Also, Treppe wieder hinunter und dort warten. Wir waren die einzigen Wartenden, aber das kann sich noch ändern. Die Wartezeit lässt sich wunderbar mit einem Glas Sekt überstehen. Auf die Frage, wann denn nun endlich der Museumsführer kommt, gab es wieder die gleiche Antwort, wie am Busbahnhof, "Weiß nicht". Nach Anschauen der Räume auf der anderen Seite der Villa Stuck, wo auf jeder der drei Etagen irgendein Video lief, in Englisch mit Untertiteln, fragte ich mich, ob es in der Villa Stuck überhaupt einer Führung bedarf. Mir sagte das alles nicht allzu viel, aber vielleicht war ich auch nur zu dumm, den Sinn dahinter zu erkennen. Man muss ja nicht alles wissen. Von da aus ging es dann weiter mit der Straßenbahn Richtung Odeonsplatz. Leider war das auch wieder eine Fehlinformation, denn die Straßenbahn hielt gar nicht am Odeonsplatz, sondern bog kurz vorher ab in Richtung Lehnbachplatz. Nun standen wir dort, und was machen wir nun? Kein Problem die Mägen standen auf Futteraufnahme und der Durst machte sich auch bemerkbar.
Also Fußmarsch Richtung Kneipenviertel. Mein Gott war das überall voll und laut, der reinste Wahnsinn. Reingeschaut und Kehrtwende, das Prozedere drei mal, bis wir im Ratskeller landeten, dort war es erträglich und es gab auch noch einen ganz netten Tisch, nicht optimal aber akzeptabel. Das Essen und der Wein waren gut, abgesehen von dem mitgelieferten Weißbrot, dass eine Konsistenz von - sagen wir mal - Schaumstoff hatte. Aber egal, es war frisch und sättigte und das Übrige war vorzüglich.
Wohl genährt und zufrieden ging es weiter zum Stadtmuseum, unserem Highlight des Abends.. Oh welch schöner Eingang. Was Beleuchtung doch alles bewirken kann. Es sah richtig romantisch aus. So etwas gefällt mir. Farben und Licht sind einfach faszinierend.
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Eingang zum Stadtmuseum |
Im Stadtmuseum gab es in der vierten Etage, die nur über einen gläsernen Fahrstuhl erreichbar war eine Führung durch das Soundlab, die Dauerausstellung Musik. Dort durfte ich zum ersten mal in einer "Kapelle" mitwirken. Ich bekam ein metallisches Instrument in die Hand gedrückt, so wie es in dem folgenden Bild zu sehen ist, dazu noch einen Klöppel. Andere Teilnehmer dieser Führung hatten ein Xylophon oder eine Trommel. Durch eine nette, junge Dame wurde jeder angewiesen, wie er das Instrument bedienen sollte, und zu welcher Zeit der Einsatz sein sollte. Das Ganze klang dann sehr exotisch, oder eher chaotisch? Schließlich habe ich doch dort mitgespielt, dann konnte es eigentlich nur chaotisch sein. Dafür, dass 10 bis 15 Leute zum ersten Mal zusammen gekommen sind und zusammen gespielt haben, klang es eigentlich ganz gut. Wahrscheinlich lag das an unserer fähigen Dirigentin.
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Klang-Instrumente aus Bali |
Nach unserem musikalischen Einsatz, für den mein Talent so eben ausreichte, wurden wir in den nächsten Raum geführt. Dort wurde es richtig interessant. An der hinteren Wand des Raumes befand sich ein riesiger Gong (Bild unten) aus Messing und die nette Dame erklärte uns, dass man mit dem übergroßen Klöppel einen extrem lauten Ton erzeugen kann, den manche Leute eventuell nicht vertragen können. Sie fing erst leise an, indem sie den Klöppel über das Instrument strich. Was heißt leise, es war schon laut genug für meine Ohren. Es tönte in etwa wie ein kleiner Düsenjet. Aber es ging noch besser. Zum Schluss schlug sie sehr kräftig in die Mitte des Gongs und ich dachte ich befinde mich mitten auf dem Rollfeld eines Flughafens. Mein Gott ist das eine Lautstärke, da muss man sich wirklich die Ohren zuhalten und es dauerte, bis der Ton abebbte.
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Riesiger Gong |
Ein Raum weiter waren sehr viele asiatische Instrumente abgebildet und mir fiel auf, dass einige Instrumente aussehen wie ein bayrisches Hackbrett. Wer hat hier von wem abgeguckt? Ich denke mal eher die Bayern von den Asiaten. Denn die asiatische Kultur ist sehr alt. Aus dem Grund waren die sicher die Ersten, die diese Instrumente hergestellt haben. Es ist imposant, welche Vielfalt von Instrumenten dort ausgestellt ist. Auch afrikanische Instrumente waren zu sehen.
Nach dem Besuch des Soundlabs gingen wir eine Etage tiefer zur Puppenausstellung. Schön, endlich mal wieder ein Kasperletheater, nachdem die Pädagogen den Kasperle 1977 als schädlich für Kinder klassifizierten.
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Kasperle und der Polizist |
In der Ausstellung gab es viele verschiedene Marionetten- und Handpuppen zu sehen, auch nicht menschliche, also tierische, so wie auf den nächsten Bildern unten.
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Krake als Marionette |
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Cool, oder? |
In einem Nebenraum wurde ein richtig großes Puppenspiel aufgeführt, leider ging es gerade dem Ende zu, als wir dort ankamen.
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Puppenspieltheater |
Das Stadtmuseum ist auf jeden Fall einen Besuch wert, auch für Kinder sicher sehr interessant. Ich werde mal meinen Enkel fragen, ob er mit mir das Stadtmuseum besuchen möchte. Bald sind Herbstferien, und dann möchte ich etwas mit im und meiner Tochter unternehmen.
Hinter dem Ausgang des Museums kam die nächste Überraschung. Mhhh, was duftet denn hier so gut? Der Duft kommt mir doch so bekannt vor! Ach natürlich - Glühwein! Schon lange nicht mehr gerochen, geschweige denn getrunken. Da muss man zuschlagen. Das ist doch ein krönender Abschluss dieser langen Nacht des nicht Wissens, ach der Museen wollte ich natürlich schreiben.
Eine sehr interessante und kurzweilige Geschichte! Aber diese Stöcke welche die Stadt den beiden hier in den Weg geschmissen hat sind unschön.
AntwortenLöschenDiese Geschichte sollte sich mal die Stadtverwaltung München durchlesen...
...und nächstes Mal die Organisation der Langen Nacht der Museen verbessern, vorallem die Vorbereitung durch die Museen kontrollieren.
Ganz lieben Dank für Deinen netten und humorvollen Kommentar. Hast Du zufällig Beziehungen zur Stadtverwaltung oder den Verkehrsbetrieben? ;-)
AntwortenLöschenDas wäre KLasse ;-)
Nein, habe ich nicht. Aber vielleicht sollte ich mich nächstes Jahr beim Kulturreferat bewerben! ;-)
AntwortenLöschenOh ja, das wäre Klasse. Sag mir dann bitte Bescheid, ob es geklappt hat, ich drücke Dir die Daumen. ;-)
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